Jahreshauptversammlung 2013
Abb.: Hermann-Josef Droege, Regine Rottwinkel, Franz-Josef Baltes, Ulrich Hilchenbach, Dr. Margot Johänntgen-Holthoff
Spannende Jahreshauptversammlung von Drolshagen Marketing
Drolshagen Marketing e.V. der sich die Attraktivierung und die ordentliche Vermarktung von Drolshagen auf die Fahnen geschrieben hat, warf einen Blick zurück auf die geleistete Arbeit im vergangenen Jahr und gab eine Vorschau auf die geplanten Aktivitäten. “Touristische Infrastrukturentwicklung ist Wirtschaftsförderung und damit eine Notwendigkeit in Zeiten des demografischen Wandels”, unterstrich Regine Rottwinkel, die erste Vorsitzende des Vereins Drolshagen Marketing e.V. in ihrem Geschäftsbericht. Das käme der eigenen Bevölkerung zu Gute und diene der Anwerbung qualifizierter Arbeitnehmer.
In diesem Zusammenhang informierte die Marketing-Vorsitzende auch über den Plan, eine Agger-Bigge-Runde zu installieren. Diese rund 65 km lange Strecke für den ambitionierten Tourenradler soll natürlich den Hützemerter Bahnhof und den Fledermaus-Tunnel als Attraktion beinhalten; weiter führt der Weg Richtung Pernze zur Aggertalsperre, längs Lieberhausen, Lüdespert und Scheda zur Lister- und Biggetalsperre, um über Stade, Rosenthal, Hüppcherhammer und Drolshagen wieder den Weg nach Hützemert zu finden. Geplante Fertigstellung: noch in diesem Jahr.
Öffentlicher Bücherschrank für den Marktplatz, Weihnachtsmarkt, Trimmgerät, – die Vorsitzende des Drolshagener Stadtmarketing-Vereins hatte auch einen ganzen Strauß von Ideen im Köcher.
Was den Marktplatz ebenfalls noch bereichern soll, sind Fahrradständer. Denn neben dem Wander-Tourismus sei der Fahrrad-Tourismus eine wesentliche Säule auch hierzulande.
Gehe es um Fitness, so Rottwinkel, habe man eine weitere Idee für die immer größer werdende Jogger-Gemeinde: eine Multi-Kraft- und Fitness-Station am Rande einer gut frequentierten Laufstrecke. Rottwinkel: „Zuerst möchten wir aber herausfinden, ob die Drolshagener ein solches Angebot überhaupt wollen, und wenn ja, wo.“ Deshalb soll vor der 8.000-Euro-Investition eine Bürger-Abfrage erfolgen. Wie genau, stehe noch nicht fest.
Neue Wege will der Marketingverein auch in Sachen „Weihnachtsmarkt“ beschreiten: „Im vergangenen Jahr war der Platz samstags schwarz von Leuten, sonntags aber schlecht besucht.“ Angedachtes Gegenrezept, so Rottwinkel: „Wir planen einen runden Tisch mit allen Beteiligten, um neue Ideen zu sammeln.“ Zielsetzung solle es sein, den Markt „einheimischer“ zu machen. Nachteil: Ein solcher Markt würde teurer, da Standmieten fremder Anbieter ausfielen.
Ein wichtiges Thema für die Drolshagener Marketing-Strategen ist auch der Wandertourismus. Rottwinkel präsentierte interessantes Zahlenwerk: Jeder Tageswanderer gebe pro Tag rund 16 Euro aus, wo er Rast mache, beim Urlaubswanderer seien es sogar 57 Euro pro Tag. Der gesamte bundesdeutsche Wandertourismus löse einen „Vor-Ort-Umsatz“ von rund 7,46 Milliarden Euro aus. Neben dem bereits bestehenden Projekt „KuLTour“ sei ein sogenannter „Zeich(n)en-Weg“ – eine Idee aus Frankreich – ein Projekt, mit dem man einen kleinen, vielleicht drei km langen Wanderweg mit einigen Zeichner-Stationen zu einer Attraktion machen könnte. Ganz nach dem Motto: Die Natur malen in der Natur.
Für viele der Rottwinkelschen Ideen, und das weiß die Marketing-Fachfrau, braucht sie allerdings Helfer und Sponsoren.
Nach dem Geschäftsbericht und dem Finanz- und Wirtschaftsbericht wurden die Vorstandsmitglieder Frau Dr. Margot Johänntgen-Holthoff und Franz-Josef Baltes wiedergewählt.
Der nächste Programmpunkt war der spannende Vortag des stellvertretenden Hauptgeschäftsführers der IHK Siegen, Herr Hermann-Josef Droege, mit dem Thema: Markenzeichen der Industrieregion Südwestfalen. Faszinierende Fakten und Zahlen wurden dem Publikum präsentiert. Über 100 heimische Industrieunternehmen sind Marktführer in ihrer Nische, davon immerhin zwei in Drolshagen, nämlich die Firma Berghoff GmbH & Co. und die KRAH Unternehmensholding. Die besondere Wettbewerbsstärke und die beachtlichen Markterfolge dieser Unternehmen bieten nicht nur für den Wohlstand in den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe generell, sondern insbesondere auch für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in der Region sehr gute Perspektiven. Dabei kommt dieser besondere wirtschaftliche Erfolg zwischen Bad Laasphe und Drolshagen nicht von ungefähr: 85 Prozent der Marktführer sind mittelständische Familienunternehmen. Die Industrie stell in unserer Region ca. jeden zweiten Arbeitsplatz. Die Arbeitslosenquote liegt weit unter dem NRW-Durchschnitt. Südwestfalen steht auf Platz drei der Industriestärke in Deutschland. Droege: „Seit Jahren hat uns irritiert, wenn in amtlichen Statistiken oder wissenschaftlichen Erhebungen unsere Region als bestenfalls mittelmäßig in Bezug auf Innovationsstärke und Innovationsfähigkeit bezeichnet wurde. Ein Rang 231 für die Wirtschaft in den Kreisen Olpe war sowohl für die IHK als auch für unsere am Weltmarkt so erfolgreichen Unternehmen nicht schlüssig. Eine Studie der Uni Siegen fand heraus, dass nämlich die üblichen Messgrößen und Maßstäbe zur Ermittlung von Innovationsfähigkeit und Innovationstätigkeit in einer so stark mittelständisch geprägten Wirtschaftsregion einfach nicht passen.” Solche Parameter, die üblicherweise von Forschungsinstituten bundesweit angewandt werden und auch ihren Niederschlag in amtlichen Statistiken finden, sind zum Beispiel die Anzahl der Patente, die in einer Region generiert werden, die statistisch ermittelten Ausgaben für Forschung und Entwicklung (FuE) in den Unternehmen einer Region oder auch die Anzahl wissenschaftlicher Mitarbeiter im prozentualen Verhältnis zur jeweiligen Gesamtbelegschaft der Unternehmen.
Dies ist in unserer Region anders. Der hochqualifizierte Mitarbeiter trägt im Produktionsprozess zu einer Innovation, einer Produktverbesserung bei, die aufgrund einer flachen Hierarchie meist sofort umgesetzt wird. Die Lohnkosten dieses Mitarbeiters werden nicht gesondert als Forschungs- und Entwicklungskosten erfasst. Der Unternehmer setzt das qualitativ verbesserte Produkt im Interesse des schnellen Markterfolgs am Markt ab, ohne ein Patent anzumelden, was wiederum statistisch nicht erfasst wird. Und das typische mittelständische Industrieunternehmen im Bezirk der Industrie- und Handelskammer Siegen hat in der Regel keine ausgegliederten Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, deren Sach- und Personalkosten in Landes- und Bundesstatistiken erfasst werden. Außerdem ist die Anzahl der wissenschaftlich ausgebildeten Mitarbeiter in regionalen Unternehmen im Bundesvergleich deutlich unterrepräsentiert, was jedoch bisher den so beachtlich zahlreichen heimischen Unternehmen, die Europa- und Weltliga ‚spielen’, keinen Abbruch getan hat – im Gegenteil.
Nach diesem ermutigenden Vortrag endete die Jahreshauptversammlung von Drolshagen Marketing e.V. noch mit einem angeregten Gedankenaustausch in der Gaststube des Heimathauses.