Am Heiligen Wasser
Protokoll einer spannenden Suche nach einem vergessenen und verlorenen, alten Heilbrunnen im Flurstück “Am Heiligen Wasser”, Drolshagen
Eine noch nicht abgeschlossene Suche der Arbeitsgemeinschaft Drolshagen Marketing e.V. / Dorfgemeinschaft Rüblinghausen.
Autor: Dr. Rolf Heinen
Die Sage
(Auszug aus dem Bericht von Norbert Scheele, Rüblinghausen, Heimatstimmen,1933)
In altersgrauer Zeit, als Erzbischof Anno II. Kurfürst von Köln war (11. Jahrhundert), gründete dieser, dem so manches Benediktinerkloster der Umgebung (Grafschaft, Siegburg) die Entstehung verdankt, auf dem “Hl. Wasser” ein Klösterlein. Neben diesem wurde ein Brunnen gegraben, der nie versiegte. Von dem Klösterlein ist nichts übrig geblieben als das Kreuz, welches auf dem Grunde des Brunnens ruht. Das Wasser mit diesem Kleinod hat heilwirkende Kraft. Wer das heilige Wasser nicht achtete oder es gar verunehrte, wurde bestraft. Einem Fuhrmann, der an dem hl. Wasser sein durstiges Pferd tränken wollte, wurde vorgehalten, er dürfe das Wasser durch das Tränken des Pferdes nicht verunehren. Der wohlmeinende Rat wurde nicht befolgt, und siehe, nachdem das Pferd seinen Durst gestillt hatte, fiel es hin und verendete. Soweit die Sage.
Der nie versiegende Brunnen mit dem hl. Wasser ist in den letzten Jahrhunderten ein häufiges Ziel für kranke Erdenbürger – besonders Augenkranke – gewesen.
Die Chronik
(Auszug aus dem Bericht von Norbert Scheele, Rüblinghausen, Heimatstimmen,1933)
Pfarrer Gerlach Ermert in Olpe (1698 – 1711) hat uns zwei Notizen in den von ihm neu angelegten Tauf- und Kopulationsbüchern hinterlassen, die Aufschluß geben. Die erste lautet: “1705 in diesem Sommer hatt der Heilbrunnen auff der Landtstraße hinder dem Hupen, gleich wie vor 35 Jahren (also 1670) also wiederumb seinen effect (= seine Wirkung) erzeigt undt vielfältig besucht worden. Es hatte zwar bey Verspührung solcher Würkung die Stadt Olpe Einen opferstock dorthin gestelt, welchen aber Hr. Richter ex causa (= aus dem Grunde), dass sich der Stadt jurisdiction (= Gerichtsbarkeit) dorthin nicht erstrecke, Sobalds hinweg thun undt einen anderen daselbst hinstellen lassen. Hoc Anno (= in diesem Jahre) ist eine große trucken (= Trockenheit) gewesen. Jedoch, ohnangesehen viele bronnen vertrucknet, dennoch dieser Brunen verpliebe, dahero vermuthlich, dass bey abgang der Wilden Wässern der (?) seinen effect (= seine Wirkung) gehabt.Die Allmoßen hatt Hr. Richter cum Scito mei Pastoris (= mit Erlaubnis de Pastors) zu den Unkosten de? Stocks verwandt undt versprochen, wann einiger Ueberschuß geschehen sollte, dass ich solchen ad pias Causas (= zu guten Zwecken) verwenden sollte. In Anno (= im Jahre)1706, umb Lichtmeß, alß der Mond deß Nachts geschienen, der Stock mit sehr großer forie (= Gewalt) gebrochen worden.”
(Bericht von Norbert Scheele, Rüblinghausen, Heimatstimmen, 1933)
Die Suche
Die einzigen, konkreten Anhaltspunkte für die Suche nach dem Heilbrunnen lieferte uns also der Heimatforscher Norbert Scheele mit seinem Bericht in den Heimatstimmen,1933: Norbert Scheele über die Fassung dieses Heilbrunnens zur Trinkwasserbeschaffung von Rüblinghausen im Jahre 1929:
- “Von dem Brunnen ist nichts mehr zu sehen!”
- “Etwa 120 m südlich dieser (Jäger-) Kiefer befindet sich 20 m links von dem Höhenwege nach Rothemühle die Quelle des hl. Wassers, “et hillige Water”, . . .”
- “Der Brunnen befindet sich direkt an einem Ebereschenstrauch.” . . . “Die Bäume sind seit einigen Jahren abgehauen. Doch die Loden, die aus dem Stubben hervorsprießen, verraten neues Leben.”
- “. . . war das ganze Gelände aufgewühlt. Das Wasser sollte in einem nahen Nebenbehälter der Rüblinghauser Wasserleitung gesammelt werden.”
- “Das ganze Gelände um das hl. Wasser ist ausgefahren. Es ist auch noch festzustellen, dass an der Landstraße gebaut worden ist.”
Herbst 2005: Die Suche beginnt!
Das Museum für Archäologie, Olpe, wird uns bei der Suche fachmännisch unterstützen!
Auswahl des Suchbereiches
Auswahl des Suchbereiches: ausgehend von der Jägerfichte, dem (heutigen!) Weg und den Richtungs-, Entfernungsangaben von Norbert Scheele wurde der Suchbereich mit einem Toleranzfeld von +/- 10% festgelegt.
Es muß eine Leitung von dem Brunnen zur Quellfassung führen. Diese soll mit einer Metallsonde, durch Rutengang, ggf. durch den Einsatz moderner (teurer!) Technologien wie Geophone, wie Bodenradar gesucht werden.
Veränderte Wege 1909 und heute!
Welchen Weg nutzte Norbert Scheele?
Eine Karte der Region um 1909 findet sich im Verlauf der weiteren Suche: ein völlig anderer Wege-Verlauf rund um die Jägerfichte, als wir ihn heute kennen. Die Karte von 1909 zeigt den <alten Weg> (unterschiedlich benannt: Eisenstraße, Römerweg) von der Jägerfichte ausgehend, rechts neben dem denkmalgeschützten Hohlweg in Richtung Iseringhausen / Huppen. Der heutige, <neue Weg> verläuft aber links neben dem Hohlweg! … und wie war es 1929?
Die zentrale Frage für die weitere Suche: welchen Weg nutzte Norbert Scheele für seine Positionsangaben im Bericht über seine Beobachtungen von 1929? Gab es zu dem Zeitpunkt der Beobachtungen nur den <alten Weg>, nur den <neuen Weg>? Antworten dazu waren nicht zu finden: nicht im Katasteramt, nicht beim Rüblinghauser Wasserbeschaffungsverband.
Eine Arbeitshypothese: Ein Rutengang – kein “Humbug”!
Die grundsätzliche Arbeitshypothese lautet: Ein Rutengang ist für die Leitungssuche aussagefähig gegen die Meinung aller Zweifler! Ein professioneller Rutengänger hat die bisherigen Suchergebnisse nochmals bestätigt und diese Überzeugung bestärkt!
Eine weitere Arbeitshypothese: Eine Störstelle in der Wasserader – der Brunnen?
Noch im Herbst 2005: Rutengänge oberhalb der vermuteten Brunnen-Position zeigten zwei benachbarte, parallel verlaufende Wasser-Adern ebenfalls passend zu der vermuteten Leitung. Weiter oberhalb (unter dem Querweg) gab es nur noch eine ebenfalls dazu passende einzelne Ader, die einzige in weitem Umkreis.
Die zusätzliche Arbeitshypothese:
Der Brunnen befindet sich an der Stelle, an der sich in Fortsetzung der einen, oberen Wasserader erstmalig 2 Wasseradern zeigen: Eine Folge des klassischen Aufbaus eines Brunnens zur Trennung von Oberflächenwasser und Grundwasser?
Frühjahr 2006
Fachmännische Verstärkung durch das Westfälische Museum für Archäologie, Olpe
Neue, umfassendere, auch topologisch orientierte WMfA-Ansätze werden diskutiert: In der WMfA- Systematik soll der Brunnen allerdings woanders liegen als dort, wo die AG sucht!
Noch nicht überzeugend! Die AG sieht weiterhin die Hinweise des Augenzeugen von 1929, Heimatforscher Norbert Scheele. … aber: die Frage nach dem “richtigen” Weg von 1929 bleibt weiterhin offen.
Wir fahren also nun 2 verschiedene Ansätze: es bleibt also spannend.
April 2006
WMfA: Bisher ein Hohlweg der Fuhrleute (ein Bodendenkmal!) – nun ein Teil einer großräumigen Wallanlage?
Der Brunnen müsse tatsächlich aufgrund bisher nicht erkannter Hinweise auf eine großräumige Wallanlage und im Zusammenhang mit den Spuren alter Handelswege wohl woanders gesucht werden. Die neue Argumentationslinie sei aus archäologischer Sicht sehr schlüssig, da andernorts vergleichbare Verhältnisse Wallanlage / alte Handelswege / Brunnen entdeckt wurden.
Das Suchfeld des WMfA:
Ausgehend vom alten Sammelbehälter (Norbert Scheele!) wird der Heilbrunnen nun bergauf in der Achse der letzten, vor 20 Jahren stillgelegten Quellfassung für Rüblinghausen vermutet. Es werden einzelne Bodenproben mit der Bohrstange genommen. Bei dieser spontanen Suche werden erwartete Merkmale der stillgelegten Quellfassung bestätigt. (Was allerdings der spätere Prospektionsschnitt an diesen Bohrstellen nicht bestätigte! Der Sickergraben verläuft einige Meter entfernt von den Stellen der Probennahmen.)
Das Suchfeld der AG:
Die Tests mit der Bohrstange im Suchfeld der AG Drolshagen/ Rüblinghausen ergeben keine neuen Hinweise. Die AG folgt also weiter den Hinweisen von Norbert Scheele jetzt allerdings doppelt: ausgehend vom <alten Weg> und ausgehend vom <neuen Weg>.
Sichtung von über 100 Internet-Informationen zu “Brunnen” oder “Quellfassung”
Im Nachgang hat die Sichtung von über 100 Internet-Informationen zum Themenfeld “Brunnen”, “Quellfassungen” sprachliche Unsauberkeiten bei unseren Diskussionen deutlich gemacht, die die Verständigung erschwerten.
September 2006
Neue Informationen aus dem Olper Stadt-Archiv
Neue Informationen dank der Hilfe einer Archivarin des Stadtarchivs Olpe während der längeren, durch andere archäologische Grabungen des Museums erzwungenen Pause:
- Akten aus dem Stadtarchiv Olpe zum Bau der Wasserversorgung von Rüblinghausen, 1929 durchgeführt als “Notstandsmaßnahme” mit Arbeitslosen u.a.
- Detaillierte Angebote und Rechnungen der Bau-ausführenden Firma vom 3.August 1929. Es fehlen aber jegliche Pläne!
- eine Handskizze von den Verhandlungen vom 18.6.1929 mit den Grundstückseigentümern zur Wasserdurchleitung: auf der Handskizze findet sich nur der am Graben rechtsseitige alte Weg, noch nicht der linksseitige, heutige Weg!
- Schreiben des Ortswartes Josef Rademacher vom 18.8.1939: über die katastrophale Lage der Wasserversorgung der Rüblinghauser Einwohner: “Die Wasserversorgung . . . in den letzten Wochen so erheblich zurückgegangen, dass in der Woche nur etwa 2 Tage Wasser vorhanden ist.”
- Ur-Kataster von 1830 aus dem Stadtarchiv: ein lohnendes Thema für sich!!
… aber kein Hinweis auf den Heilbrunnen!
Kataster-Auszug 1937 nach der Neuordnung der Besitzverhältnisse: einen Weg gibt es nur noch linksseitig des Hohlweges / des Grabens. Der Auszug verzeichnet 2 “Quellen” oberhalb der von der AG vermuteten Brunnen-Position und dem Sammelbehälter sowie die Leitung von dort zum Rüblinghauser Hochbehälter, jedoch nicht die übliche Stauwand einer Quellfassung:
… aber kein Hinweis auf den Heilbrunnen
September 2006
Hilft der Einsatz einer Kanal-Kamera?
Ergebnis: bis auf technisch mögliche 40m von 72m Rohrlänge keine Zuleitung, aber ein erstaunlich guter Zustand des Tonrohrs! Wir werden das Tonrohr an der 40m-Position freilegen und öffnen, und in einer weiteren Aktion mit der Kanal-Kamera bis zur Stauwand prüfen.
Eine andere Frage an das Katasteramt
Ein Kataster-Riß von 1929 / 1931 wird entdeckt!
Eine andere Fragestellung an das Katasteramt (Scheele: “Der Brunnen… 120m von der Grenze …”) führt zu einem bisher unbekannten Kataster-Riß von 1929 / 1931! … mit der Einmessung der beiden “Quellen” und des Sammelbehälters! … aber ohne die Stauwand der Quellfassung … und ohne einen Hinweis auf einen Brunnen.
Der Riß zeigt 1929 nur den linksseitigen, <neuen Weg> und nicht mehr den rechtsseitigen, <alten Weg> (Römerweg, Eisenstraße). Dieser Riß bringt weiterhin keine Klarheit, von welchem der beiden Wege ausgehend <alt, rechtsseitig> / <neu, linksseitig> Norbert Scheele seine Entfernungsangaben gemacht hat. Wir müssen daher endgültig 2 mögliche Positionen berücksichtigen.
Arbeitshypothese
“Quelle” 2 ist die Einleitung des Brunnenwassers in das System
Im Kataster-Riß von 1929 / 1931 fehlen der Brunnen und die Leitung vom Brunnen in das System … durch welche Umstände auch immer in der damaligen schwierigen Zeit der Depression mit Notstandsmaßnahmen.
Ohne Prospektionsschnitte geht es nun nicht mehr!
Um die Einleitung des Wassers der “Quelle” 2 zu bestätigen, aber die “Quelle 2” noch nicht zu öffnen, wird oberhalb der eingemessenen Position ein erster Prospektionsschnitt ca. 2 m tief, in einer Breite von 1 bis 2m quer durch das System durchgeführt.
Die eingemessene Position der “Quelle” 2 liegt 5,30 m seitlich neben der Leitung der Quellfassung, abweichend von der Kataster-Angabe. Den gezeichneten Knick der Leitung an der Position “Quelle” 2 gibt es dort nicht. Mit der Angabe der “Quelle” 2 ist daher eine seitliche, nicht in das Kataster eingetragene Zuleitung in das System beschrieben . . . für Wasser aus dem Brunnen?
Ein zweiter Prospektionsschnitt an einer von den Rutengängen her viel versprechenden Stelle des AG-Suchbereiches <neuer Weg> zeigt nur natürlich entwickelten Boden, keinen Eingriff für eine Leitungsverlegung. Einen Rutenausschlag gibt es dort allerdings weiterhin.
Vorläufige Schlussfolgerungen im Oktober 2006
Die weitere Suche des Brunnens an der ursprünglichen AG-Position, den Scheele-Angaben <neuer Weg> wird aufgegeben. Die Suche wird mit den Scheele-Angaben <alter Weg> fortgesetzt.
Der Kataster-Riß 1929/1931 gibt keinerlei Hinweise auf den Brunnen, sondern auf eine “Quelle” 2 an der Quellfassung der Quelle 1, allerdings mit einer dort abweichenden Leitungsführung. Es kann unterstellt werden, dass im Rahmen der Entwicklungs- und Baumaßnahmen für die Rüblinghauser Wasserversorgung ein Brunnen im nun entdeckten, detaillierten Kataster-Riss 1929 /1931 erfasst worden wäre! Ist er aber nicht!
Die daraus abgeleitete, neue Arbeitshypothese lautet daher:
Die “Quelle” 2 im Kataster-Riß 1929 / 1931 ist der Brunnen oder aber die Einleitung des Brunnenwassers in die Wasserversorgung
Ende Oktober 2006
Ein Kontakt mit modernster, “berührungsfreier” Technologie – Der Einsatz einer Gamma-Sonde
… eine noch recht junge Anwendung dieser Technik in der Archäologie. Die Suche beruht auf der Messung unterschiedlicher natürlicher Gamma-Strahlung von Erdreich, Gesteinen, ggf. Mauerresten. Drei Suchbereiche wurden festgelegt, die einerseits die bisherigen Hypothesen bestätigen / verwerfen sollten, die andererseits den Kataster-Riß von 1929 /1931 mit einer neuen Arbeitshypothese zugrunde legte: Die “Quelle” 2 unmittelbar an der Stauwand ist nicht die Brunnenposition sondern die Einleitung des Brunnenwassers in die Quellfassung der Quelle1.
… und dann zeigte die Sonde bereits 10 Minuten nach Beginn der Messungen im besten Zugang zum Suchbereich I (dichter Fichten-Bewuchs) ein Ergebnis, viel zu schnell für die zuvor 1 ½ jährige Suche: die Kontur eines Quelltrichters. Die weitere Auswertung ließ ein Gevierts von 3 m x 4 m erkennen, in dessen Zentrum sich der Quelltrichter befand.
Das schnelle Ergebnis
Ein solches Umfeld bestärkt, den Brunnen hier zu vermuten. Ist das außerdem eine Bestätigung einer in dem Olper Stadt-Archiv erwähnten, einmal dort irgendwo bestandenen Klause? Mauerreste wurden mit der Messung der Gamma-Strahlung nicht festgestellt. Eine Holzhütte oder ein hölzernes Schutzdach für den Brunnen mit dem von Norbert Scheele erwähnten weißen Kreuz könnte dort gestanden haben. Mit dem WMfA wurde daher vereinbart, dass nach der Winterpause vorsichtig von Hand nach den Regeln der Archäologie gegraben wird, um ggf. auch mögliche Reste einer Holzkonstruktion zu finden.
Eine Unsicherheit bleibt: Mit der Gamma-Sonde konnte keine Wasserleitung vom Quelltrichter zur Quellfassung festgestellt werden.
Die zwei weiteren Suchbereiche rund um die anfänglich angenommene Position des Brunnens ausgehend vom <neuen> Weg mit Scheeles Angaben “120 m / 20 m” ergaben keine Hinweise auf Eingriffe für eine Wasserleitung. Daß N. Scheele seine Angaben vom <alten>, heute nicht mehr bestehenden Weg aus gemacht hat, muß nun als gesichert angesehen werden; denn der Quelltrichter liegt nur wenige Meter, keinesfalls “20 m” neben dem <neuen> Weg. Erst die Grabung im Frühjahr 2007 wird letztlich Aufklärung geben können, ob der Brunnen gefunden ist. Aufschlussreich zur Gemütslage ist vielleicht die e-Mail, die der Berichterstatter nach Vorliegen der Rechnerauswertung der Messungen an die Interessierten versandt hat.
im November 2006 / RH
. . . und dann kam am 18.1.2007 der Sturm Kyrill mit unbändiger Wucht!
So wie im Schlüsen-Lehrpfad von Drolshagen Marketing e.V. in Junkernhöh sieht es auch im Suchbereich des Heilbrunnens “Am Heiligen Wasser” aus. Die Fundstelle blieb unversehrt, ist aber durch die umfangreichen Schäden im Umfeld vorläufig nicht zugänglich. Die archäologischen Grabungen werden erst aufgenommen, wenn das Waldbetretungsverbot dort aufgehoben ist, die dortige Infrastruktur wieder verfügbar ist und die Sicherheit der Suchmannschaft gegeben ist.
9.3.2007 / RH
Die alte, stillgelegte Wasserversorgung für Rüblinghausen
Das Thema, das uns bei der Brunnen-Suche intensiv begleitete.
Zur grundsätzlichen Klärung der dortigen Zugehörigkeiten vorab: Grund und Boden gehören nach Auskunft der Stadtverwaltung Drolshagen zur Stadt Drolshagen … sind nicht abgetreten worden, eine Meinung, die wir immer wieder hörten.
Auch neueste Werke von regionalen Historikern bringen den Heilbrunnen, die Flurbezeichnung “Am Heiligen Wasser” immer in Verbindung mit Rüblinghausen. Es ist richtig, daß dieses Gebiet ein von Rüblinghausern, mehr als von Drolshagenern intensiv genutztes Naherholungsgebiet ist, aber es ist Drolshagener Stadtgebiet!
Diese Anmerkungen nur um der Klarheit, nicht um einer Abgrenzung willen! Das Thema hat übrigens die engagierte, freundschaftliche Zusammenarbeit der AG Drolshagen / Rüblinghausen nur kurz beschäftigt!
Die alte Trinkwassergewinnung für Rüblinghausen ist eine klassische Quellfassung kombiniert mit einer Sickerwasser-Gewinnung: Das Quellwasser der Quelle 1 wird durch ein geschlitztes Sickerrohr in einem mit Split gefüllten Sickergraben aufgenommen. Der Sickergraben mit Sickerrohr wird bis zu einer Stauwand geführt, an der bei einer Quellfassung die Wassergewinnung, damit auch das Sickerrohr endet. Von dort aus wird das Wasser in einem geschlossenen Tonrohr zum Sammelbehälter geleitet. Im beruhigten Wasserfluß des Sammelbehälters können sich feste Partikel absetzen. Von dort aus fließt das Wasser durch ein Stahlrohr in Richtung Rüblinghausen.
Die Detail-Gestaltung des Sickergrabens ist letztlich noch unklar geblieben – trotz des Prospektionsschnittes oberhalb der Stauwand -, da Quellwasser, Sickerwasser und Regenwasser die Grube sehr schnell mit einem sehr klaren Wasser gefüllt haben. Deutlich geworden ist aber, dass der Sickergraben lediglich in “Schulter-Breite” ausgehoben wurde. Die Splitfüllung des Sickergrabens ist nur nach oben (nicht auch seitlich) in der Breite des Grabens mit einer dünnen Beton / Split-Schicht verschlossen, bevor der Sickergraben dann bis auf das ursprüngliche Bodenniveau mit dem Aushub wieder verfüllt wurde. Diese einfache Versiegelung sollte dem Oberflächenwasser den direkten Zutritt zu Quell- und Sickerwasser durch die spätere Verfüllung des Sickergrabens hindurch verhindern, was der gewachsene, verdichtete, nicht geöffnete Boden rund um den Sickergraben auf natürliche Weise erreicht. Durch die Baggerarbeiten abgehobene Teile dieser betonierten Versiegelung wurden beim Berichterstatter deponiert.
Die Interpretation einer Kombination Quellfassung mit Sickerwasser-Gewinnung dürfte durch die außergewöhnliche Länge des Sickergrabens und der Sickerleitung bis zur Stauwand bestätigt sein sowie durch die Position der “Quelle” 2 (des Brunnens?) wenige Meter vor der Stauwand. Ohne griffige Erklärung ist noch die große Länge der Rohrleitung zwischen Stauwand und Sammelbehälter.
Es gibt die Idee, die oben skizzierten Zusammenhänge der Wasserbeschaffung für Rüblinghausen durch mehrere Informationstafeln der Öffentlichkeit näher zu bringen. Aber zuvor ist das Thema “Heilbrunnen” noch zum Abschluß zu bringen!
16.1.2007 / RH
Römerweg? – Hohlweg oder Wall-Anlage?*
Neue archäologische Themen “Am Heiligen Wasser”!
Die archäologischen Aktivitäten werden sich darüber hinaus im Umfeld des Brunnens in 2007 weiterer Themen annehmen:
- ein Römerweg? Zwei Fahrspuren nebeneinander in dem typischen Abstand Kohorte / Troß / Kohorte wurden mit der Gamma-Sonde “auf die Schnelle” an der Stelle des <alten>, aufgegebenen Wegs rechts des Hohlweges erfasst.
- Das als Hohlweg eingetragene Bodendenkmal an der Jägerfichte sei kein Hohlweg sondern Teil einer großräumigen Wall-Anlage? … der Brunnen zugehörig! Ein aktuelles, neues WMfA-Thema, dass wohl bereits auf größeres Interesse von Historikern gestoßen ist. Bislang ist eine solche Anlage nur im Siegener Raum bekannt. Das könnte allerdings uns auch jeden Handlungsspielraum nehmen, wenn das Gebiet unter dieser Thematik unter Schutz gestellt würde.
Zur grundsätzlichen Klärung wurden dem WMfA von Drolshagen Marketing e.V eine großräumige, tachymetrische Vermessung der Topographie im Flurstück “Am Heiligen Wasser” zugesagt. Durchführung von einem Mitglied des Marketing-Arbeitskreises Touristik, Freizeit.
9.1.2007 / RH
Letzte Aktualisierung ( Mittwoch, 4. Juli 2007 )