Fledermäuse im Wegeringhauser Tunnel
Der Wegeringhauser Tunnel und die Fledermäuse
Der Wegeringhauser Tunnel ist ein ideales Winterquartier für mehrere Fledermausarten, die unter Naturschutz stehen. Hier ist es beständig frostfrei und feucht. Unter diesen Bedingungen können hier das Große Mausohr, das Braune Langohr, die Bartfledermaus, die Wasserfleder- und die Zwergfledermaus ungestört ihren Winterschlaf verbringen. Deswegen muss er in den Wintermonaten geschlossen bleiben.
Fledermäuse besitzen wie alle Vertreter der Säugetiere ein Fell. Die Muttertiere gebären lebendige Junge und säugen ihre Jungtiere an Zitzen (Milchdrüsen). Die Flügelflächen der Fledermaus sind gespannte Häute, die nur sehr spärlich behaart sind. Durch die Umbildung der Vorderbeine zu den häutigen Flügeln ist die Gestalt der Fledermäuse unverwechselbar (der wissenschaftliche Name “Chiroptera” bedeutet “Handflügler”). Es sind die einzigen Säugetiere, die aktiv fliegen können.
Fledermäuse sind dämmerungs- oder nachtaktiv. Um sich in ihrem Lebensraum in der Dunkelheit orientieren zu können und um ihre Nahrung – ausschließlich Insekten – aufzuspüren, nutzen sie den Ultraschall. Zwar haben Fledermäuse Augen und können damit relativ gut schwarz-weiß sehen. Ihr wichtigstes Sinnesorgan zur Orientierung sind jedoch die Ohren in Kombination mit ausgestoßenen Ultraschall-Ortungsrufen. Die Ultraschall-Echoortung der Fledermäuse ist eine perfekte Anpassung an die Jagd in der Nacht.
Die für uns Menschen unhörbaren Ultraschallrufe werden von der Umgebung oder von Beutetieren reflektiert und als Echo von den großen Ohrentrichtern der Fledermaus eingefangen. Wie unglaublich wirksam solch eine Methode ist haben verschiedene Experimente gezeigt, in denen Fledermäuse ohne Schwierigkeiten nur 0,1 mm dicke Drähte geschickt umflogen. Das heißt, sie können das Rückecho eines nur papierblattdicken Gegenstandes erfassen.
Eine Fledermaus frisst jede Nacht eine Insektenmenge, die etwa einem Drittel bis zur Hälfte ihres eigenen Körpergewichts entspricht. Gefressen werden Mücken, Schnaken, Fliegen, Nacht- und Tagfalter, Käfer, aber auch Spinnen und Hundertfüßler. Damit gehören Fledermäuse zu den wichtigen Gegenspielern von Mücken und anderen Zweiflüglern, die den Menschen im Sommer plagen.
Alle heimischen Fledermäuse halten Winterschlaf. Typische Winterquartiere sind Höhlen, Stollen, Bunker oder Keller, die kühl und feucht, aber frostfrei sind. Seltener hängen Fledermäuse in den Winterquartieren frei sichtbar an den Wänden. Die meisten suchen Schutz und Körperkontakt in engen Spalten, Rissen oder Löchern. Wenn Tiere frei hängen, dann rücken sie gerne eng zusammen.
Um bei einem Winterschlaf von bis zu sechs Monaten Fettreserven zu sparen, sinkt die Körpertemperatur auf die Umgebungstemperatur herab. Herzschlag und Atmung verlangsamen sich im Extremfall um das 40fache. Trotzdem verlieren die Tiere im Winter etwa 30% an Gewicht. Störungen im Winterschlaf haben zu großen Verlusten bei unseren Fledermäusen geführt. Zum Schutz der Tiere wird daher auch der Wegeringhauser Tunnel in den Wintermonaten verschlossen.
Genau betrachtet wird daraus eine so genannte‚Win-Win-Situation’. Wir Menschen profitieren von den Fledermäusen im Sommer, wenn sie tüchtig lästige Insekten fressen und die Fledermäuse profitieren davon, dass die Rad fahrenden Menschen im Winter auf die Nutzung des Tunnels verzichten.
Die Männchen der Wasserfledermäuse werden im Winter wach. Sie begatten die Weibchen nämlich im Winterquartier, indem sie ihre verehrte Partnerin einfach unliebsam wecken. Durch diese List ersparen sie sich das mühsame Anlocken von Weibchen.
1. Fransenfledermaus, 2. Braunes Langohr, 3. Dieses Bild zeigt drei Fledermäuse: Links und mitte je eine Fransenfledermaus, rechts eine Wasserfledermaus. 4. Zwei Bartfledermäuse
Bei den Tieren, die im Eingangsbereich von Tunneln hängen, kondensiert Tau im Fell. Sie sind dann von unzähligen Tautropfen benetzt.
Wir bedanken uns bei Steffi Gräve-Lütticke (Illustrationen) und Dr. Carsten Trappmann (Fotos)
Mehr Infos über Fledermäuse gibt es auf der Internetseite des NABU unter www.Fledermausschutz.de